6.11.2015 - SPO, das etwas andere Projekt

Mahlzeit !!!!! Nachdem wir also in Indien waren, ging es ein paar Jahre später in die niedersächsische Provinz. Eine dieser Städte, die in der zweiten Fußball Bundesliga spiel(t)en und wo der gemeine Süddeutsche geografisch weiß, dass der Projektort irgendwo wohl südlich von Hamburg und nördlich von Frankfurt liegen muss.

 

Ok, nachdem ich mit dem Zug dorthin gefahren war, wusste ich ein wenig mehr. Die Stadt hatte immerhin einen IC-Bahnhof. Begrüßt wurde ich mit der Tatsache, dass ein Kollege von mir (nennen wir ihn Torben Fischer) auch bereits treue Dienste verrichtet hätte, bis man sich von ihm in einseitigem Einvernehmen getrennt hätte. Hinterlassen hatte er wohl primär ein „Loch im Budget“ und er hat den „Fischer des Tages“ (glaube der Chef nennt ihn etwas anders, aber das ist sein Problem nicht meins 🙂 ) etabliert. Der „Fischer des Tages“ ist quasi eine Auszeichnung für Stumpfheit, Blödheit und Inkompetenz bei maßgeblich existenter Selbstüberschätzung und Falschwahrnehmung.

 

So, primäres Ziel in diesem Projekt war also

  1. nicht „der Fischer des Tages“ zu werden
  2. so schnell wie möglich weg aus der Provinz

 

trotzdem aber unfallfrei im Projektteich mitzuschwimmen. Projektteich? Im Projektteich herrschte Kommunikationsstille und ein Teamproblem!!!!! 8 Teammitglieder, die miteinander nur im Beisein ihres Chefs sprachen. 8 solcher Teammitglieder bedeutet auch 8 Einzelbüros (in dem gesamten Gebäude gab es geschätzt nur 10 Einzelbüros und bestimmt 100 Mehrmenschzimmer).

 

Ein Projekt in dem keiner mit dem anderen sprach. Keiner ging mit dem anderen Mittagessen. Wenn der Kollege in der Kaffeeküche war, wartete man bis er draußen war, damit man auch ja nicht sprechen musste. Glaube heutzutage mit allem Social Media Kram und Blogs ist das fast salonfähig.

Einfach in einem Wort : „SCHRECKLICH“

 

Was bleibt dem Chef dieses – nebenbei hochmotivierten Teams – also übrig?

 

SCRUM (eine Projektmanagementvorgehensweise, in der es Techniken wie „Daily Stand-up“ (= tägliche Statusmeetings) und agile Vorgehensmethoden gibt ( wen interessiert, was das ist, der soll im Netz der Netze suchen)).

Der Daily-Stand-up war nach dem Mittagessen (das Mittagessen war übrigens in 20 minütigen –disjunkten- Intervallen getaktet, damit man auch ja nicht den Kollegen traf) um 13:30. Dort kamen dann Klassiker zur Sprache wie:

  • ich habe zwischen gestern Mittag und heute in einer Tabelle ein neues Feld hinzugefügt
  • gestern habe ich nichts gemacht, heute ist es genauso
  • oder ich hatte vorgestern Urlaub und habe mich noch nicht wieder richtig eingewöhnt

Fachliche Vorgaben wurden per SQL (an sich eine recht einfache Datenbankabfragesprache) geliefert und stellten quasi das Soll-Ergebnis dar. Mein Ziel und das der anderen Programmierer war es dann also, dieses – teilweise auch mal komplizierte – SQL nachzubauen mit einem grafischen Tool. Die Entwicklung war per Definition genau dann fertig, wenn das nachprogrammierte und das von der Fachseite stammende SQL das gleiche Ergebnis lieferten.

Hört sich nicht nur grenzwertig komisch an, ist es auch. Dementsprechend habe ich ein generisches Wrapper-Programm geschrieben, das jegliche SQLs der Fachseite auf Plausibilität überprüft hat und einfach direkt gegen die Datenbank „abfeuerte“.

3½ Tag Aufwand und ich hatte damit die Aufwandschätzung des Kunden komplett über den Haufen geworfen. Denn die hatten ja 300 SQLs und pro SQL 2 Tage Aufwand geschätzt.

 

Naja, das war glücklicherweise auch das Ende meines Einsatzes dort, denn nach 5 Tagen war in Summe alles fertig und getestet. Ob die damit wirklich glücklich waren, weiß und glaube ich nicht. Aber ich hatte eine technisch spannende Lösung gebaut, die ca. 595 Tage Aufwand sparte, deren Daseinsberechtigung verkompliziert hatte und ich durfte aus der Provinz abreisen.

 

Ein Kommentar

  1. Der Chef meint

    Jun 28, 2024 at 8:11 pm

    Vielleicht passt dies nicht so ganz mit meinen bisherigen Posts, da mein Anonymisierter Post sich auf andere Personen bezogen hat…

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