6.10.2015 - Offshoring Teil 2: Viel Spaß, viel Ernüchterung und der Erfolg

Dann war also der Tag, als die heimische WM begann. Knappe tausend Einladungen zum Grillen von den Kumpeln und Freunden und ich sitze in einer vegetarischen Region in Indien. Ist das wirklich noch so cool? Naja, Kingfisher Bier kann über den ersten Schmerz trösten 🙂

 

So, nach 2 Wochen waren also die Kollegen benamst. Es gab die ersten Aufgaben zu verteilen und einzufordern. Folgende Grundregel galt bei uns im Projekt: Wenn ein Task mit 10 Tagen Aufwand versehen ist, bedeutet dies als logische Konsequenz bzgl. einer Fortschrittsaufnahme:

Am Tag eins ist die Aufgabe zu 10% erledigt; am 5. Tag ist der Task zu 50% fertiggestellt; am 7. Tag zu 70% etc. So, dann kommt er der ominöse 10. Tag. Rein logisch ist die Aufgabe ja jetzt fertiggestellt. AAAAAAAAAAABBBBBBBBBBBBEEEEEERRRRRR die Antwort auf den Fortschritt lautet dann:

Der Job ist zu 100% fertig, der Code ist nicht kompilierbar; nicht getestet und eigentlich habe ich die Anforderung überhaupt nicht verstanden. Halleluja !!

 

So, da sitzt du also während der WM in Indien, es gibt statt Steak und Bratwurst vom Grill leckeres Linsengemüse in 2000 Variationen und die Hälfte deiner Leute sind Hohl- und Vollpfosten (da wäre ja mal zu erwähnen, dass der-chef.com dazu ausgiebig erläutert was das ist; und ich werde es bestimmt auch noch tun 🙂 )

 

Gut, dass wir auch 3-4 Überflieger hatten, die wirklich verstanden hatten, was sie tun sollten und auch sehr akzeptable Arbeit ablieferten. In Summe heißt das, dass der Kollege und ich also auch in die Tastatur greifen und entwickeln mussten.

Nicht kompilierbarer Code muss weder zum Kunden geschickt werden, noch qualitätsgesichert und getestet werden. Ok, irgendwie hätten wir das alles hinbekommen wenn nicht….

 

Wenn nicht am Ende des Monats auch in Indien Zahltag ist. Zahltag in Indien bedeutet ein großes Risiko für den aktuellen Arbeitgeber, dass die Mitarbeiter, die Geld bekommen haben, nicht wiederkommen und ab morgen wo anders arbeiten. Das war mir so nicht bewusst, wurde aber bei uns so gelebt. Was heißt das?

 

Norbert, der eigentl. Stephan heißt, glaubt dass er Christian ist, wird dann übermorgen durch Heiko ersetzt. Ob jetzt Heiko denkt, dass er eigentlich Peter ist, habe ich dann auch nicht mehr durchdrungen. Es ist auch egal  🙂

 

Unglaublicher Weise – für mich, den Kunden und meinen großen US amerikanischen Arbeitgeber – haben wir es geschafft. Wir haben in Time/Budget und der geforderten Qualität abgegeben. Glücklicherweise brachte unser indischer Partner durch die große Rotation und Fluktuation dann auch gute Leute rein. Sicherlich wurden da viele Nachtschichten gedreht, viele Kingfisher Biere getrunken und eben ein großes Maß an Engagement an den Tag gelegt. Aber stressige Situationen gehören zumal dazu, vor allem wenn man in Indien logiert und gewisse Startschwierigkeiten hat.

 

In Summe war es ein valider Ansatz, das Ganze so aufzuziehen, wie wir es gemacht haben, und mit zunehmender Projektdauer haben sich viele der Kollegen auch mit ihren Lernkurven gegenseitig übertroffen und das ganze kam gut zum Fliegen.

 

Aber war das wirklich alles? Nein, da war bestimmt auch noch was mit Elefanten, – meinen – internen Kollegen und der Reise………….

 

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