18.4.2016 - Der Karrierepfad, der natürliche Feind des produktiven Arbeitens
Logisch, du wirst älter. Viel mehr Kohle gibt’s schon lange nicht mehr, aber man versucht, dir zu erklären, dass es den Karrierepfad gibt.
Irgendwann bist DU also vom Consultant hin zum Senior Consultant befördert worden. Eigentlich wäre es ja ok, wenn auch hier schon Ende des Karrierepfades wäre. Aber nein, es gibt noch andere tolle Titel auf der Visitenkarte, die typischerweise mit „managing“ oder „principal“ anfangen. That’s all? Nöööp …. glaubt mir, die IT-Branche ist erfinderischer als 1000 und eine Nacht. Da geht noch mehr.
So, nachdem DU also Senior Vice Managing Präsidenten Gedöns Consultant bist, deine monatliche Arbeitgeberbrötchenbezahlung sich asymptotisch gegen dein jetziges Gehalt angleicht, kommt der n-dimensionale matrizierte Karrierepfad ins Spiel aka (also known as) „natürlicher Feind des produktiven Arbeitens“. Technisch kannst DU alles, strategisch planst DU erfolgreich Bibelkreise und wo’s heute abend hin geht zum Essen. Visionär bist du schon lange und warst deswegen auch schon bei Arzt, aber kannst DU Mitarbeiter führen, beurteilen und coachen?
Nö, woher auch. Also hat dein Manager einen Weg gefunden, dich zusätzlich zu buckeln, zu knechten und dir dabei das gute Gefühl zu geben, etwas zu bewegen und noch wichtiger zu sein. Wenn der Scheffe mal wieder den Bibelkreis sponsort, werde ich den Vorgängersatz übrigens umschreiben und extrem positiv formulieren?
Du bist also nach wie vor beim Kunden, arbeitest (berätst und knechtest), nimmst regelmäßig an den Bibelkreisen teil (soweit alles richtig gemacht) und dann kommt der Tag, an dem irgendwie noch mehr von dir erwartet wird. Teamleitung, Themenverantwortung, Mitarbeiterführung, weiß der Geier was. Typischerweise bedeutet dies, dass du zunächst dein Xing- oder Facebook-Profil aktualisiert. Logisch, was auch sonst. Du musst im Zeitalter, wo Pullover mit der Strickmaschine IP-Pakete austauschen (glaube das ist IoT), allen Menschen, die DU kennst, kanntest und auch denen, die dich einfach nur stalken entweder per autogenerierten Mail- oder App-Push-Verfahren, diese grandiose Leistung mitteilen.
So, Schritt eins ist getan, jeder weiß es, vermutlich ist keiner neidisch und du hast es an der Backe.
Schritt 2: Dein Chef unterstützt dich natürlich bei deiner initialen Ahnungslosigkeit, denn die hat er ja auch? Ansonsten würdest du die neue Rolle/Tätigkeit ja nicht einnehmen, oder? Wenngleich Scheffe diese Tatsache brillanter und irgendwie anders formulieren wird. Nach ein paar Startschwierigkeiten bist du dann irgendwann mal einfach am Start, machst parallel zur Technik noch ein bissel mehr und irgendwie macht das auch Spaß.
Dieser Schritt ist wichtig und der richtige, wenngleich viele dies weder begreifen, bestätigen noch machen wollen. Man entwickelt ein zweites Standbein, nicht mehr so technikabhängig, sondern man entwickelt sich eben auf dem Pfad nach oben. Reine Entwickler, auch wenn sie technisch noch so brillant sein mögen, haben irgendwann einen konstanten Nutzen/Deckungsbeitrag für die Firma. Nämlich ihren eigenen und meistens nur ihren eigenen …
Und da das Jahr nur 365 Tage hat und mehr als 10 Stunden Arbeit am Tag auf Dauer nicht so gesund sein sollen, ist die Menge der fakturierbaren Stunden pro Jahr auf 3.650 beschränkt. Um mehr Umsatz und damit auch Nutzen .-) für die Firma zu generieren, muss man sich also multiplizieren. Da Klonen in Deutschland nicht so gerne vorgenommen wird, muss man sich also um sich selbst, seinen Kunden und die Kollegen und/oder Themen kümmern. Eine Art 8-fach Belastung, die durch die Teilnahme an ETL-Bibelkreisen noch schwieriger wird.
Und um es kurz zu machen … ja, manchmal macht es Spaß, „Karriere“ zu machen. Manchmal auch nicht, aber so ist es eben im Leben. Manche bekommen die Chance und andere nutzen sie? Bis dahin heißt es buckeln, knechten, schleimen und wissen was ihr wollt.
Ein Kommentar
Der Chef meint
Jun 28, 2025 at 8:09 pmAlso „schleimen“ lassen wir mal weg. Die Pilztaktik hilft nicht bei uns. Knechten, na wenn ich mir so die anderen Beiträge ansehe dann lässt es sich auch als Knecht leben (Hilton in Dubai?????). Buckeln, ja da sind die Kunden schuld. Am Ende des Tages will jedder ja weiter kommen und seinen reichen ERrfahrungsschatz weiter geben.